7. Romaria – Wallfahrt in Solidarität mit Flüchtlingen 2016

Auch heuer findet zum 7. Mal die »Romaria – Wallfahrt in Solidarität mit Flüchtlingen« statt. Die Wallfahrt wird vom Pfarrnetzwerkasyl, Don Bosco Flüchtlingswerk, von der Pfarre Schwechat und vom Weltdorf St. Gabriel veranstaltet veranstaltet und wurde auch in den letzten Jahren von linken und gewerkschaftlichen AktivistInnen und Gruppen wie dem PrekärCafé oder der UNDOK-Anlaufstelle unterstützt.

Die VeranstalterInnen der Romaria planen anlässlich der 7. Romaria am 30. April 2016 erstmals eine zusätzliche Route (ähnlich einer Sternwallfahrt) von Traiskirchen nach St. Gabriel, die möglicherweise als „Route für RadfahrerInnen“ gestaltet wird.

So ihr auch heuer gemeinsam mit AktivistInnen aus Wien zur Romaria anreisen wollt, meldet euch gerne unter contact@si-se-puede.at. Ihr könnt euch auch gerne bei uns melden, wenn ihr erst später am Weg dazustoßen wollt!

Im Folgenden findet ihr einen leicht aktualisierten Aufruf aus 2012 zur Teilnahme an der Wallfahrt von antirassistischen und basisgewerkschaftlichen AktivistInnen:

Aufruf zur Romaria

Die Idee der “Romaria – Wallfahrt in Solidarität mit Flüchtlingen” kommt aus Brasilien, wo die Landlosenbewegung MST (portugiesisch: Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) derartige Wallfahrten mit tausenden Teilnehmer_innen abhält, um solidarisch für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung einzutreten. Die seit über 25 Jahren existierende MST kämpft vor allem gegen die extrem ungleiche Verteilung des Bodens, aber sie wendet sich auch gegen die Politik von internationalen Konzernen und westlichen Regierungen.

“Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört!”

Was aber hat dies mit Prekarisierung und Migration hierzulande zu tun? Sehr viel! Nicht zuletzt jene Politik ist es, welche die Lebensgrundlagen vieler Menschen im globalen Süden zerstört: sowohl über die Ausbeutung von Bodenschätzen (apropos: unsere Wallfahrt beginnt in Schwechat, an dieser Stelle sei auch an die Rolle der OMV z.B. im Sudan erinnert) als auch über die Politik der Verschuldung und Strukturanpassungsprogramme durch IWF und Weltbank. Angesichts solcher neokolonialen Verhältnisse ist es nur allzu verständlich, wenn Menschen aus ihren Ländern ausziehen, um ihren Anteil an Glück und materieller Sicherheit einzufordern!

Hier aber, in den reichen Ländern des Nordens, werden sie – so sie die Grenze der europäischen Frontex-Union mit ihren militärischen Sicherungsanlagen überwunden haben – nicht selten alleine aufgrund ihrer Anwesenheit für “illegal” erklärt. Der Zugang zum Arbeitsmarkt wird ihnen versperrt, ein Abdrängen in die Schattenökonomie ist die Folge. Undokumentierte Arbeit – d.h. arbeiten ohne Arbeits- und/oder Aufenthaltspapiere – bleibt vielfach die einzige Möglichkeit der Existenzsicherung. Doch undokumentierte Arbeit ist unsicher, schlecht bezahlt und gefährlich. Miserable Entlohnung, fehlende soziale Absicherung und massive Willkür seitens der “Arbeitgeber_innen” stehen an der Tagesordnung.

Paradebeispiele prekärer Lebens- und Arbeitsverhältnisse

Wer in einem rechtlichen Graubereich lebt und arbeitet, ist zudem ständig von Polizeikontrollen und oft von Schubhaft und Abschiebung bedroht. Gleichzeitig verdienen andere gut daran: Undokumentiert arbeitende Migrant_innen sind notwendig für das Funktionieren “unserer” Ökonomie. Viele wirtschaftliche Bereiche würden ohne migrantische Arbeit von heute auf morgen zusammenbrechen. Finanziell darauf angewiesen erlaubt andererseits auch noch die schlechteste Arbeit einen minimalen Grad an Autonomie.

Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht jetzt!

So wie Landarbeiter_innen zu Besetzungen greifen, um auf prekäre Lebensbedingungen aufmerksam zu machen, haben in Europa sogenannte “Papierlose” – also Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus – wiederholt auf ähnliche Aktionsformen zurückgegriffen und Kirchen besetzt, um die durch Asyl- und sogenannte Fremdengesetze diskriminierende Lebenssituation in eigenen Worten hinzuweisen. Auch das Kirchenasyl, als Mittel von engagierten Kirchengemeinden selbst, hat in den vergangen Jahren die Abschiebung zahlreicher Familien in menschenunwürdige Lebensbedingungen verhindert.

2011 hat die Superintendentin der Diözese Salzburg und Tirol, Luise Müller, dem akut von Abschiebung bedrohten Lamin Jaiteh Kirchenasyl gewährt. Ein paar Jahre zuvor erlangte der Pfarrer von Ungenach, Josef Friedl, Bekanntheit, weil er Arigona Zogaj Unterschlupf gewährt hatte. Darüber hinaus sind Formen des “stillen Asyls” in zahlreichen Gemeinden in Österreich gelebte Praxis. Denn die Verschärfungen im Fremdenrecht und in Folge die Entrechtung von Flüchtlingen schreiten in Österreich, wie der gesamten EU, munter voran. So bleibt für Betroffene genauso wie für engagierte BürgerInnen selbst in einem der reichsten Länder der Welt oftmals als einziger Ausweg, Ungehorsam zu leisten und Gesetze dort zu brechen, wo Recht zu Unrecht wird.

Heraus zur “Romaria”!

Vor diesem Hintergrund schließen wir uns dem Aufruf zur “Romaria” an, die dieses Jahr bereits zum dritten Mal in Niederösterreich stattfindet. Initiiert von vornehmlich religiös motivierten Aktivist_innen, soll die Initiative zukünftig auch verstärkt von Gruppen und Einzelpersonen mitgetragen werden, deren antirassistisches Engagement sich aus anderen Motiven speist. Im Geiste der Kämpfe der MST für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung sollen darüber nicht bloß die Auseinandersetzungen um Prekarisierung und Migration auf eine breitere soziale Basis gestellt werden. Aus solidarischer und internationalistischer Perspektive möchten wir auch den Dialog zwischen den verschiedenen, in diese Auseinandersetzungen involvierten Akteur_innen – allen voran freilich den unmittelbar Betroffenen selbst – vertiefen. In diesem Sinn:

Heraus zur “Romaria”!

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Quelle: ¡Sí, se puede!

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