SchloR – Als Gruppe gemeinwohlorientiert handeln

SchloR ist eine Gruppe von Menschen unterschiedlichsten Backgrounds, die in Wien-Simmering gemeinsam ein selbstverwaltetes Kultur-, Werkstätten- und Wohnprojekt auf die Beine stellen. Dafür kauften sie im Sommer 2019 ein ehemaliges Zirkustrainingsgelände, um als Teil von habiTaT, dem Mietshäuser Syndikat in Österreich, die Immobilie dem freien Markt zu entziehen und sie gemeinwohlorientiert weiterzuentwickeln und zu nutzen. Die bestehenden Gebäude wurden von der Architektin Gabu Heindl saniert, aufgestockt und um einen Wohntrakt erweitert. Dass hier so ökologisch wie möglich gebaut werden sollte, stand von Anfang an fest. Rainer Hackauf, Mitglied von SchloR, führte Anne Isopp über das Gelände. Mehr über das Projekt SchloR gibt es auch im Morgenbau-Podcast, Folge 9, zu hören.

„Wir sind ein Teil von Habitat, dem Mietshäuser Syndikat in Österreich. Wir wollen Grundstücke der Spekulation entziehen, sodass sie nicht mehr verkauft werden können. Es gibt in Österreich inzwischen sechs Projekte mit eigenem Grundstück, vielleicht bald sieben. Im Prinzip besitzen alle alles mit. Jedes Projekt hat eine GmbH mit zwei Geschäftsführer*innen. Eine kommt von den Bewohner:innen und einer von der Dachorganisation.
Ich bin seit vier Jahren dabei. Als ich mich SchloR anschloss, gab es schon eine Kerngruppe. Diese hatte vier Jahre lang nach einem Grundstück oder Haus gesucht und nichts Leistbares gefunden. Schlussendlich verliebte sie sich hier in Wien-Simmering in eine Trainingshalle. Diese gehörte ursprünglich einer Großtischlerei und wurde später von einer Zirkusfirma übernommen. Die Halle ist dafür bekannt, dass man hier am Hochseil trainieren kann, und das sehr niedrigschwellig. Daneben steht ein Gebäude, das bereits mit Wohnungen und Ateliers aufgestockt wurde. Im Erdgeschoss gibt es Proberäume, Werkstätten und einen Veranstaltungsraum. Diese Räume stehen auch der Nachbarschaft zur Verfügung.

Hinter der Halle wird gerade ein zweigeschossiger Bau mit begehbarem Dach errichtet.
Wir bauen hier möglichst ökologisch, mit Holz, Zellulosedämmung und Lehmwänden, nur zum Bahndamm hin mussten wir eine Ziegelwand errichten. Außerdem versuchen wir alle Außenflächen zu entsiegeln. Das Grauwasser bereiten wir wieder auf, das Duschwasser wird für die Toilette genutzt. Auf das Dach der Halle kommt Photovoltaik.
Das ökologische Bauen war schon als Grundsatz definiert, als ich dazugestoßen bin. Wir versuchen auch, Baustoffe wiederzuverwenden wie zum Beispiel die Fenster des Altbaus.

Im Neubau wird es drei große Wohngemeinschaften geben mit jeweils vier bis sechs Personen auf einer Wohnfläche von jeweils 160 bis 180 Quadratmetern. Dazu gibt es noch Gemeinschaftsräume und einen kollektiven Garten. In einem Gewerbegebiet in Wohngemeinschaften zu wohnen, ist sehr ungewöhnlich. Im Gewerbegebiet darf man nur wohnen, wenn man auch einen Betrieb hat, und nur ein Drittel der Fläche darf hier zum Wohnen genutzt werden.

Nebenan befinden sich ein Fiakerstall und eine Kfz-Werkstätte. Gegenüber liegt das Fabrikgelände von Mautner Markhof. Unsere Architektin Gabu Heindl sagt, dass das Grundstück gut zu uns passt, da wir hier Arbeit und Wohnen zusammenbringen und dabei so viel Lärm machen können, wie wir wollen. Wir sind hier alle Mieterinnen und Mieter. Die Mieten werden nicht nach Quadratmetern berechnet, sondern solidarisch umverteilt. Den Grundstückskauf sowie den Umbau und Neubau finanzieren wir zu 50 Prozent über Direktkredite. Für die restlichen 50 Prozent wollten wir erst einen Bankkredit aufnehmen. Das war dann aber nicht notwendig, weil wir von der Stiftung Umverteilen zwei Millionen Euro bekommen haben.“

SchloR steht für „Schöner leben ohne Rendite“ oder auch „Schöner leben für alle“. Die Gruppe ist Teil von habiTaT, dem Mietshäuser Syndikat in Österreich. In Wien-Simmering bauen sie zusammen mit der Architektin Gabu Heindl ein selbstverwaltetes Kultur-, Werkstätten- und Wohnprojekt.

»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.

Dieser Beitrag von Anne Isopp ist im Mai 2023 auf nextroom.at erschienen.

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