Er war langjähriger Leiter des Bezirksmuseums Mariahilf, Sozialwissenschaftler und Aktivist. Am 17. Februar ist Erich Dimitz verstorben.
Wie ich erst gestern erfahren habe, ist Erich Dimitz verstorben. Ich habe Erich – als im Bezirk gut vernetzten Leiter des Bezirksmuseums Mariahilf – vor gut 10 Jahren kennengelernt. Da war er schon nicht mehr topfit und hat mit einer chronischen Krankheit gekämpft.
Gemeinsam waren wir damals in einer Bürgerinitiative aktiv. Als »Stadtteilinitiative Mariahilf« organisierten wir u.a. eine Mahnwache für Cafer Ilkay. Cafer wurde in seinem Mietshaus in der Esterhazygasse – ums Eck von meinem damaligen Büro – tot aufgefunden. Er war der letzte verbliebene Mieter des Hauses und wollte dies nicht verlassen, obwohl ihm das Leben dort mehr als schwer gemacht wurde. Stichworte Bestandssanierung und “Entmietung” im Zuge der Gentrifizierung des Bezirks und der Spekulation auf hohe Renditen. Wir haben Unterschriften gesammelt und zur Mobilisierung im Grätzel an Haustüren geklopft – heute würde man Community Organizing sagen: Neben der Organisation von Versammlungen von Anrainer_innen und einer Mahnwache versuchten wir als Bürgerinitiative auch Druck im Bezirk zu machen, um so einen Todesfall aufgrund von Verdrängungsprozessen in Zukunft zu verhindern. So gab es auch mehrere Treffen mit Bezirksvorsteher Rumelhart.
Bei unseren Treffen hatte Erich – verschmitzt lächelnd – immer kleine, rebellische und zugleich schlaue Ideen für Aktionen und nächste Schritte unserer Initiative mit dabei. Als Leiter des Bezirksmuseums standen uns zudem auch diese Räumlichkeiten für Veranstaltungen aller Art immer offen. Im Zuge der Zusammenarbeit und unseres Kennenlernens habe ich mehr über Erich und seine aktivistische Vergangenheit erfahren. So war er wichtiger Unterstützer der Punk- und Hausbesetzer_innenszene (u.a. altes Flex und Ernst-Kirchweger-Haus) ab den 1980er Jahren in Wien. Leider hat es nicht mehr dazu gereicht ihn einmal durch unser Wohn- und Kulturzentrum SchloR – Schön3r Leben in Simmering zu führen – es hätte ihm sicher gefallen. Zudem war er langjähriges Vosrtandsmitglied und umtriebiges Mitglied des »Flughafensozialdiensts«, der ab den 1990er Jahre eine wichtige Stütze und Beratungsstruktur für Geflüchtete war. Und in dessen Räumlichkeiten unser Bureau gegründet wurde.
Noch einmal später bin ich über Erich als Sozialwissenschaftler gestolpert. Immerhin war er ja Professor. So arbeitete der studierte Psychologe u.a. am IHS als Sozialwissenschaftler im Bereich statistischer Analyse von Lebens- und Berufsverläufen. Armuts- und Klassenfragen waren ihm daher alles andere als fremd. Dementsprechend skeptisch kommentierte Erich auch die Entwicklung der Grünen, bei denen er lange politisch engagiert war, hin zu einer Bobo-Partei.
Am 17. Februar ist Erich Dimitz verstorben. Mögen Dich viele in Erinnerung behalten!
Foto Augustin Boulevardzeitung – der zugehörige Artikel über Erich und das Bezirksmuseum Mariahilf findet sich hier.